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M109 - Messier's Feierabend-Galaxie

"So, jetzt noch 1-2 Galaxien, dann c'est fini!" So stelle ich mir den Abend im Jahr 1781 vor, als Monsieur Messier wieder mal beschloss, Galaxien zu entdecken und in seinen Katalog aufzunehmen. Da der Katalog 110 Objekte enthält, muss er bei M109 kurz vor Feierabend gewesen sein. M110 ist eine elliptische Galaxie und nicht weiters spannend. Doch M109, wow, was für ein Sahnehäubchen! Genau so stellt man sich eine Balken-Spiralgalaxie vor, in der Mitte der zentrale Balken, wie eine Rasenmäher-Klinge. Weiter aussen die Sternentstehungsgebiete und die auslaufenden Spiralarme. Desweitern finden sich auf dem Bild einige, kleinere Hintergrundsgalaxien. Trivia: Diese Galaxien gehören auch zu M109, stehen jedoch im Vordergrund.

Also, wird sich Monsieur Messier gedacht habe, M109, die haben wir - und jetzt ein Feierabend-Bier!

Falsch. So stelle ich es mir nur vor. Denn: Franzosen trinken Wein und nicht Bier. Messier M109 wurde nicht von Messier sondern von seinem Kollegen Pierre Méchain entdeckt. Messier selbst erwähnte die Galaxie zwar bei der Beschreibung von M97, nahm sie jedoch "aus unbekannten Gründen nie in seinen Katalog auf". (Hihi ja, ja, da hat wohl jemand das Feierabend-Bier schon ein bisschen früher getrunken, richtig Charles?). Also wie kam dann 109 zum Messier-M? Erst in den 1970er Jahren nahm man die Galaxie in den Messier-Katalog auf - mit der Begründung "Messier hätte sie sicher auch in seinen vierten, jedoch nie veröffentlichten Katalog mitaufgenommen" Ja, ja, bestimmt - Messier war da schon lange im Feierabend. Santé!

Die Balken-Spiralgalaxie M109 aufgenommen am 22. 23. und 24. März 2020 in der Sternwarte Flumenthal mittel LRGB.
Die Balken-Spiralgalaxie M109 aufgenommen am 22. 23. und 24. März 2020 in der Sternwarte Flumenthal mittel LRGB.

M82 - I just came to say hello

Das Universum besteht aus sehr, sehr viel nichts. Also bloss aus leerem Raum - dennoch kann es passieren, dass sich Galaxien nähern und miteinander kollidieren. Dies ist jedoch nicht ein Prozess, welcher sich in kurzer Zeit abspielt, nein, man hat mehrere Hundert Millionen Jahre Zeit bis sich das Spektakel ereignet. So war es auch bei M82 geschehen. In der Klassifizierung nach Hubble wird sie "irregulär" genannt, da man sie keiner der üblichen Kategorien wie Spiral- Balken- oder elliptischen Galaxien zuordnen kann. Ja weshalb wohl?

M82 hatte vor rund 500 Millionen Jahren Besuch von der Nachbarsgalaxie M81. Auch wenn die beiden Galaxien nicht miteinander kollidiert sind, so riss die Gravitation dennoch ziemlich an der kleineren M82. So  stark, dass das insterstellare Gas in der damals noch intakten Welteninsel in Bewegung kam. Dies führte wiederum zu einer sehr starken Neubildung an Sternen (auf engl. "Sturburst"). Mit Hilfe von einem speziellen Schmalbandfilter, welcher nur das Wasserstoff Spektrum H-Alpha durchlässt, ist diese gigantische Sternenentstehung auch für uns sichtbar: In der Fotografie sieht man im Zentrum zwei rote, kegelförmige Wolken, welche sich vom Zentrum wegbewegen.

Also, wer weiss - vielleicht war ja M82 vor der Begegnung mit der Schwestergalaxie auch eine wunderschöne (Balken-) Spiralgalaxie wie unsere Milchstrasse?

P.S. Aktuell rast die Andromeda Galaxie M31 mit 114 Kilometer pro SEKUNDE auf unsere Milchstrasse zu. In 3 Milliarden Jahren sollte sie hier bei uns eintreffen - und eben mal hallo sagen ...

Die irreguläre Sturburst-Galaxie M82 - aufgenommen am 16. 17 und 18. März 2020 in der Sternwarte Flumenthal mit dem HaLRGB Verfahren
Die irreguläre Sturburst-Galaxie M82 - aufgenommen am 16. 17 und 18. März 2020 in der Sternwarte Flumenthal mit dem HaLRGB Verfahren

M27 - das Ende von einem Stern

Nicht jedem Stern ist ein spektakuläres Ende sicher. Natürlich, es gibt sie, die grossen Sterne, welche so massiv sind, dass sie am Ende von ihrem Leben zu einem Schwarzen Loch werden. Dieses schluckt dann sämtliche Materie und sogar das Licht in der Umgebung auf. Es gibt auch solche Sterne, welche in einer Super Nova wortwörtlich zerrissen werden: Eine gigantische Explosion und schwupps ist der Stern weg. Doch was passiert mit so einem Normalo? Bsp. wie wird unsere Sonne enden? Auf diese Frage kann uns der Hantel-Nebel M27 Antworten geben. Prominent thront er am Sommer-Firmament und lockt so manchen Astronomen. Als der Treibstoff vom Stern irgendwann mal zwischen 8700 und 14'600 Jahren ausging, vermochte er seine Gashülle nicht mehr zu halten und wurde ins Weltall geblasen. Dadurch verlor der Stern beinahe 90% von seiner gesamten Masse! Den Rest, ein sogenannter Zwergstern, sieht man immer noch in der Mitte von M27. Er hat eine enorm hohe Masse, so dass bloss eine Messerspitze von seinem Material auf der Erde mehrere Tonnen schwer wäre. Die Strahlung von diesem Zwergstern ist stark genug, um die weggeblasene Hülle zu ionisieren und somit zum Leuchten zu bringen.

Et voilà, M27 der Hantel-Nebel. Ist es nicht schön, ein Normalo zu sein?

Der Hantel-Nebel M27 - aufgenommen am 3. & 4. September 2019 in der Sternwarte Flumenthal (LRGB Verfahren).
Der Hantel-Nebel M27 - aufgenommen am 3. & 4. September 2019 in der Sternwarte Flumenthal (LRGB Verfahren).

Gargantua - Das Monster

In der Mitte der Galaxie M104 befindet sich ein sogenanntes "Super Massives Schwarzes Loch". Auch wenn dieses keinen Namen besitzt, so dachte ich, verdient es einen wie "Gargantua" (inspiriert aus dem Spielfilm "Interstellar") - denn dieses Schwarze Loch ist wahrlich besonders: Es hat die schier unmöglich grosse Masse von 1'000'000'000 Sonnen! In Worten ausgedrückt: Es ist so schwer wie eine Milliarde mal unsere Sonne. Mit diesem Rekordgewicht gehört es zu den schwersten uns bekannten Schwarzen Löchern von Galaxien in unserer Nähe.

Doch auch sonst ist die Galaxie M104 ein sehr interessantes Objekt: Auch wenn es nicht auf den ersten Blick erkennbar ist, doch wird M104 den Spiralgalaxien SA(s)a zugeordnet. In der Englischen Version von Wikipedia wird sie zwar noch als Linsenförmige Galaxie (S0) bezeichnet, doch muss sich dies um einen Fehler handeln.

Die Galaxie wird oftmals "Sombrero-Galaxie" genannt, da das markante Staubband kombiniert mit dem überaus grossen Bulge in der Mitte die Kontur von einem mexikanischen Hut zeichnet. Mit viel Fantasie. Im umgebenden Halo befinden sich sehr viele Kugelsternhaufen, welche ich hier ansatzweise auch in der Aufnahme eingefangen habe. Ganz schwach leuchten diese Kugelsternhaufen und erreichen lediglich eine Helligkeit von ca. 19-20 Mag.

Doch zugegeben, in Gedanken lässt mich das Gargantua, das Monster,  nicht los ...

Die Sombrero-Galaxie M101 - aufgenommen vom 28. - 31. März 2019 in der Sternwarte Flumenthal(11x900s LUM + RGB)
Die Sombrero-Galaxie M101 - aufgenommen vom 28. - 31. März 2019 in der Sternwarte Flumenthal(11x900s LUM + RGB)

M101 - Die Grand Design Galaxie

Eine sogenannte "Grand Design" Galaxie zeichnet sich dadurch aus, einige, wenige Spiralarme zu besitzen, welche weit geöffnet und klar erkennbar sind. Dafür ist M101 im Sternbild Grosser Bär ein wahres Parade-Beispiel! Auch die zahlreichen H2-Wasserstoffregionen sind bekannt in der Feuerrad-Galaxie, einige haben sogar eine eigene NGC Katalog-Nummer, da sie so hell & gross sind. In der Aufnahme sind diese als rot-pinkige Nebelflecken zu erkennen.

Was bei dieser Galaxie auch auffällt, ist die grosse Asymmetrie. Der Bulg liegt nicht im Zentrum der Spiralarme sondern leicht versetzt - und letztere erscheinen ganz verzerrt.  Die Gravitation von anderen, umliegenden Galaxien ziehen an den Spiralarmen, so  dass die Galaxie aus ihrer Form gerät.

Lassen Sie sich von dieser Schönheit verzaubern, zoomen Sie in die Aufnahme und tauchen Sie ein in die Welt der Galaxien!

Die Feuerrad-Galaxie M101 - aufgenommen vom 28. - 31. März 2019 in der Sternwarte Flumenthal(22x900s LUM + RGB + Ha)
Die Feuerrad-Galaxie M101 - aufgenommen vom 28. - 31. März 2019 in der Sternwarte Flumenthal(22x900s LUM + RGB + Ha)

Lights on!

Zwar ist die Astrofotographie ein Hobby, welches sich dynamisch entwickelt - oft bestaune ich Deep Sky Fotos, welche ich vor einigen Jahren geschossen habe und frage mich, wie ich damit zufrieden sein konnte! Doch einen Vorteil hat es: Man kann auch die alten Daten wieder verwenden. Genau so habe ich dies mit der Galaxie M51 gemacht, als der Mond am 21. März 2019 bereits früh aufging und LRGB Aufnahmen verunmöglichte. Dies war die Stunde des H-Alpha Filters! Damit war es mir möglich, nur einen kleinen Teil vom sichtbaren Licht zu fotografieren, während das restliche Störlicht einfach herausgefiltert wurde. Diese HA-Daten habe ich dann mit dem Rotkanal von den LRGB-Aufnahmen aus 2017 verbunden, et voila: Die Wasserstoffgas-Wolken in der Galaxie leuchten auf einmal wunderbar rötlich auf. Als würde man anfangs Dezember die Weihnachtsbeleuchtung einschalten. Schön, oder?

Messier M51 - LUM & RGB Daten aus dem Jahre 2017, angereichert mit H-Alpha Daten vom 20.03.2019
Messier M51 - LUM & RGB Daten aus dem Jahre 2017, angereichert mit H-Alpha Daten vom 20.03.2019

NGC2683 - eine 5 Stunden Aufnahme

Man würde erwarten, dass es überall Galaxien am Himmel zu sehen gibt. Auch wenn es überall am Himmel Galaxien gibt, so sehen wir diese jedoch nicht überall: Im Winter und im Sommer werden diese weit entfernte Objekte durch das milchige Band unserer eigenen Galaxis verdeckt (= "Milchstrasse"). Wir sehen also sozusagen nur den Baum in unserem Garten, anstelle dem Alpen-Panorama. Genau so war es auch in den frühen Abendstunden im Februar; noch immer thronte die Milchstrasse im Zenit, es war weit und breit keine Galaxie in Sicht. Bis auf NGC2683! Somit stand für mich schnell fest, dass ich die klaren Abendstunden dieser Edge-On Spiralgalaxie widmen möchte, bis sich  die weiteren Ziel-Galaxien langsam ins Blickfeld schoben. Da es 4 Tage und Nächte klar war (juhuiiii!), hatte ich auch sehr viel Zeit zu überbrücken. Insgesamt konnte ich so über 5 Stunden nur im Luminanz-Kanal NGC2683 aufnehmen und auch die RGB-Farbkanäle kamen nicht zu kurz. Erst die hohe Belichtungszeit ermöglichte einen starken Zuschnitt der Aufnahme. Ein kleines, aber feines detail in der Aufnahme: Die kleinen Wolkenartigen Strukturen ganz am linken, unteren Rand der Scheibe: Dies ist eine Wasserstoff-Wolke, in welcher neue Sterne geboren werden; eine galaktische Kinderstube sozusagen!

NGC2683 - aufgenommen am 24., 25., 26. und 27. Februar 2019 in der Sternwarte Flumenthal (22x900s LUM)
NGC2683 - aufgenommen am 24., 25., 26. und 27. Februar 2019 in der Sternwarte Flumenthal (22x900s LUM)

M86 & friends - ein Galaxienkarussell im Sterbild Jungfrau

Also, ähm, eigentlich ist es ein Haufen im Sternbild Jungfrau. Diese Ansammlung vieler Galaxien hat es aber in sich: Sie enthält über 2000 Galaxien (!). Mit 54 Millionen Lichtjahren Distanz befindet sie sich nicht mal so weit weg von uns und ja, auch unsere Galaxie - unsere Welt - gehört zu diesem riesigen Galaxienhaufen.  Unsere Erde rast in diesem Moment mit unglaublichen 600 Kilometer pro Sekunde auf das Zentrum vom Virgo-Haufen zu.  Jjjjjjetzt sind wir bereits wieder 600km näher. In der Mitte befindet sich Messier M86, die diffuse Wolke. Auch wenn sie anders aussieht als eine typische Spiralgalaxie, so ist sie dennoch eine Galaxie. Früher stritt man sich darüber, ob M86 als elliptische Galaxie E3 oder als linsenförmige S0-Galaxie zählt. Inzwischen hat man sich fürs letzteres entschieden. Auffällig ist die gleichmässige Verteilung älterer Sterne - es fehlen also Spiralarme, Dunkelbänder und neue Sternentstehungsgebiete. Doch habt Ihr schon die anderen Galaxien auf dieser Aufnahme entdeckt? Ein wunderschönes Sammelsurium vieler verschiedener Galaxientypen.

M86 - aufgenommen am 24., 25., 26. und 27 Februar 2019 in der Sternwarte Flumenthal (14x900s LUM)
M86 - aufgenommen am 24., 25., 26. und 27 Februar 2019 in der Sternwarte Flumenthal (14x900s LUM)

NGC3521 - die verschleierte Galaxie

Die Balkenspiral-Galaxie NGC3521 im Sternbild Löwe ist die erste Galaxie, welche ich hier als Resultat der Schönwetterperiode vom 24. - 27. Februar 2019 präsentieren möchte. Der zentrale Balken ist nur ansatzweise zu erahnen - beeindruckend ist die Halo, in welche die Galaxie eingehüllt ist. Eine diffuse Wolke bestehend aus Milliarden von Sternen, welche sich wie ein Schleier um die Galaxie legt. Dieser Halo ist ein zeuge einer früheren Kollision der Galaxie mit Zwerggalaxien. Deren Sterne sind nun - nachdem die Galaxien wegen der Gravitation zerrissen worden sind -  in der Halo verteilt.

NGC3521 - aufgenommen am 25., 26. und 27. Februar 2019 in der Sternwarte Flumenthal (9x900s LUM)
NGC3521 - aufgenommen am 25., 26. und 27. Februar 2019 in der Sternwarte Flumenthal (9x900s LUM)

NGC2841 - ein tiefer Blick ins Tigerauge

Bisher zeigte sich das Neue Jahr sehr gütig mit den Astronomen und bescherte und bereits früh gutes Wetter. So beschloss ich am 13. Februar 2019, das Tigerauge zu fotografieren, eine Spiralgalaxie im Grossen Bären. Diese Spiral-Galaxie (Sb) hat eine sogenannte "flokkulente" Struktur ("wolkig" / "fluffig") - d.h. es sind beinahe keine Sprialarme auszumachen oder diese gehen nahtlos in einander über.

Auch beachtlich ist die Typisierung als Seyfert-I Galaxie: In der Mitte vermutet man einen aktiven Galaxien-Kern, welcher durch ein Supermassives Schwarzes Loch gespeist und zum Leuchten angeregt wird. Mit 46 Millionen Lichtjahre Distanz zählt das Tigerauge noch als "nahe" Galaxie.

NGC2841 - aufgenommen am 13. Februar 2019 in der Sternwarte Flumenthal (9x900s LUM)
NGC2841 - aufgenommen am 13. Februar 2019 in der Sternwarte Flumenthal (9x900s LUM)

Ein Ausflug nach Paris: Die Spiegel-Schleifer der Sorbonne Universität

Ein kalter Wind fegte durch die Strassen von Paris. Die Notre-Dame Kathedrale war besichtigt, doch der Weg zum Eiffelturm erschien immer noch sehr weit. Isabelle und ich einigten uns darauf, uns erstmals ein leckeres Apéro zu genehmigen. Dort in der Nähe sahen wir zum ersten mal die majestätische Kuppel aus grünem Kupfer über den Dächern von Paris thronen.  Eine Sternwarte, hier mitten in der französischen Hauptstadt? Gut, wir wussten, dass dies nicht das Observatoire de Paris sein konnte. Google verriet uns kurz darauf, dass wir die Sternwarte der Universität Sorbonne bestaunten, welche jedoch öffentlich nicht zugänglich sei. Gemäss diversen Blogs & Empfehlungen würde einem das Sicherheitspersonal der Universität sogleich wegweisen, da ein Besuch nicht möglich wäre. Wir versuchten unser Glück nach einem Glas Champagner dennoch und erhielten die besagte Antwort. Doch dann, die Rückfrage vom Wachpersonal, wieso wir denn Interesse hätten an der Sternwarte? Kurzerhand zückte ich das Handy und zeigte ein paar Aufnahmen von Galaxien, welche ich von der Sternwarte Flumenthal aus geschossen habe. Es hiess, wir sollen hier warten. Er schaue mal.

Kurz darauf standen wir im Innenhof der Universität und lernten Florent kennen - er meinte, er wolle sowieso kurz in die Sternwarte und wir können ja mit ihm mitkommen. Und ob wir das wollten! Er erklärte uns, dass er und ein paar weitere Freunde unterhalb der altehrwürdigen Kuppel selbst Teleskop-Spiegel schleifen würde. Selbstverständlich vertraue man dabei zwar modernen Messmethoden, beim Schleifprozess jedoch ausschliesslich auf Handarbeit:

Die Spiegel-Schleifer der Sorbonne Universität in Paris
Die Spiegel-Schleifer der Sorbonne Universität in Paris

Es war sehr interessant & spannend, zu hören, wie ein Spiegel entsteht - die Genauigkeit, welche dabei erreicht wird, übertrifft die kommerziell erhältlichen, unter Serienbedingungen in Fernost hergestellten Teleskope um ein Vielfaches! Florent hat sich vorgenommen, einen 400mm Spiegel zu schleifen, doch dies wird sicher mehrere Monate dauern. Vielleicht liegt gerade darin auch der Reiz beim Spiegelschleifen: Man trifft sich Abends mit Freunden, tauscht Erfahrungen aus, schleift den Spiegel - und trinkt vielleicht noch ein Glässchen Wein dazu? In Frankreich wissen die Menschen, wie man richtig lebt!

Danach stiegen wir weiter hinauf, weit über die Dächer von Paris und standen nach dem wir eine schmale Treppe erklommen haben, plötzlich in der Kuppel. Vor uns stand auf einer equatorialen Montierung ein alter 6' Refraktor, dessen genauer Ursprung gerade nicht bekannt war - soviel sei jedoch gesagt: Die Sternwarte selbst wurde 1870 gebaut. Es war so sehr beeindruckend, in dieser Sternwarte der altehrwürdigen Universität zu stehen, die Geschichte einzuatmen - und natürlich auch den Ausblick über die Stadt zu geniessen. Gegen dieses einmalige Erlebnis konnte nicht mal der Eiffelturm ankommen!

Nach dem grossen Knall

Nach dem grossen Knall ... folgt die Stille. Genau so ist es auch im Weltall. Wir schreiben den 4. Juli im Jahr 1054: Chinesische Astronomen halten in ihren Aufzeichnungen einen hellen Stern fest, der so stark leuchtet, dass man ihn sogar von blossem Auge bei Tage sieht! Doch mit der Zeit verblasste der Stern wieder - bis er verschwand. Was ist geschehen? Die chinesischen Astronomen wurden Zeugen einer Supernova Typ-II. Bei dieser Art einer Super Nova kollabiert ein sehr massereicher Stern, da dessen Brennstoff für die Kernfusion sich zu Ende neigt und der Gravitationsdruck nicht mehr aufrecht erhalten werden kann - die Hülle stürzt auf den Kern und mit einer gigantischen Explosion leuchtet der sterbende Stern zum letzten mal auf. Danach war es still.

Erst im 18ten Jahrhundert entdeckten Forscher auf der Suche nach Kometen einen diffusen Nebelfleck im Sternbild Stier und nannten ihn "Krebsnebel".  Im Jahr 1928 war ein Rückschluss vom Krebsnebel auf die Super Nova aus dem Jahre 1054 möglich: Man entdeckte, dass sich der Nebel mit einer Geschwindigkeit von 1300km pro Sekunde ausdehnt und in der Mitte ein kleiner Pulsar übrig geblieben ist, welcher nun ganz schwach leuchtet und bloss einen Durchmesser von ca. 30km aufweist. Da dieser Pulsar jedoch ausschliesslich aus Neutronen besteht, ist dessen Masse immer noch 1,4x so hoch wie die der Sonne.

Was also bleibt nach dem Grossen Knall? Die Stille. Erst mit der Zeit sieht man dann die Schönheit, welche sich entfaltet.

Der Krebsnebel M1 - ein Supernovaüberrest aus dem Jahr 1054 - aufgenommen in der Sternwarte Flumenthal am 15. Januar 2019. Luminanz 1h (4x15min) mit RGB 4x pro Kanal (R:421s G:450s B:619s) - mit Dark- und Flatfieldabzug.
Der Krebsnebel M1 - ein Supernovaüberrest aus dem Jahr 1054 - aufgenommen in der Sternwarte Flumenthal am 15. Januar 2019. Luminanz 1h (4x15min) mit RGB 4x pro Kanal (R:421s G:450s B:619s) - mit Dark- und Flatfieldabzug.

Ein kosmisches Paar tanzt Tango

Im Sternbild Grosser Bär in der Nähe vom Zenit steht das Galaxienpaar NGC3718 und NGC3729. Doch es steht nicht nur - es tanzt! Die beiden Galaxien stehen in einer gravitativen Wechselwirkung (sie ziehen sich also gegenseitig an) auch wenn die Distanz zwischen den tanzenden Galaxien 150'000 Lichtjahre beträgt. Der kosmische Tango spielt sich in einer Entfernung von 55 Millionen Lichtjahren ab. Ein noch weiterer Blick in die frühe Geschichte des Universums erlaubt die kleine Hickson-56 Galaxiengruppe links neben NGC3718. Die 3-4 Galaxien sind sage und schreibe 425 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Genauso lange benötigte also das Licht, bis es bei uns in der Sternwarte Flumenthal angekommen ist. Zu dieser Zeit waren sogar noch die Dinosaurier in der prähistorischen Kinderstube,

Die Galaxie NGC3718 im Sternbild Ursa Major - aufgenommen am 19. und 20.  April 2018 in der Sternwarte Flumenthal. Luminanz 24x600s ungebinnt, -25Grad mit Darks und Flats - RGB je 7x300s 2x2 gebinnt mit Darks und Flats
Die Galaxie NGC3718 im Sternbild Ursa Major - aufgenommen am 19. und 20. April 2018 in der Sternwarte Flumenthal. Luminanz 24x600s ungebinnt, -25Grad mit Darks und Flats - RGB je 7x300s 2x2 gebinnt mit Darks und Flats

Das funkelnde Auge des Löwen

Der Frühlingshimmel ist bekannt für sein wunderbares Sammelsurium an Galaxien. Dies hat u.a. auch damit zu tun, dass uns im Frühling - im Gegensatz zum Winter und Sommer - unsere eigene Galaxie nicht mit ihren 100 Milliarden Sternen die Sicht in den tiefen Weltraum versperrt. Somit mag ein Blick von blossem Auge auf den Frühlingshimmel nicht so erfüllend sein, doch für Galaxien-Jäger ist diese Jahreszeit eine Wohltat. Im Sternbild Löwe befindet sich das bekannte "Leo-Triplette": Die drei Galaxien M65, M66 und NGC3628, welche sehr nahe beieinander stehen und oftmals sogar auf einer Aufnahme Platz finden. Ein bisschen weniger bekannt, jedoch genau so umwerfend, ist die Galaxie NGC2903 in der Nähe vom Kopf des Himmel-Löwen.

Ihre Entdeckung geht auf Wilhelm Herschel im Jahr 1784 zurück. Erstaunlicherweise fehlt die relativ helle Galaxie (8.8 Mag.) im Messier-Katalog. Ihre morphologische Klassifikation entspricht einer Spiral-Balkengalaxie (SB(s)d) und sie befindet sich in unserer komsischen Nachbarschaft in "nur" ca. 25 Millionen Lichtjahren Distanz.

Bernhard Roth

09. April 2018

Sternwarte Flumenthal

Die Galaxie NGC2903 im Sternbild Leo - aufgenommen am 06. April 2018 in der Sternwarte Flumenthal. Luminanz 13x600s ungebinnt, -25Grad mit Darks und Flats - RGB je 6x300s 2x2 gebinnt mit Darks und Flats
Die Galaxie NGC2903 im Sternbild Leo - aufgenommen am 06. April 2018 in der Sternwarte Flumenthal. Luminanz 13x600s ungebinnt, -25Grad mit Darks und Flats - RGB je 6x300s 2x2 gebinnt mit Darks und Flats

Livin' on the Edge - NGC891

Und plötzlich war der Himmel klar. Nach Monaten mit trübem Winterwetter war die Überraschung gross, als am Samstag, 13. Januar 2018 sich der Himmel stetig aufklarte - bis keine Wolke am Himmel mehr zu sehen war. Mit grosser Freude nutze ich diese Beobachtungsnacht, um die "Edge On" Galaxie NGC891 im Sternbild Andromeda zu fotografieren. Nachdem ich einige Herausforderungen gemeistert habe (ganze Geschichte, => siehe Logbuch-Eintrag!), gelang mir das folgende Foto der Spiralgalaxie.

Deutlich sichtbar ist das dunkle Staubband, welches uns die direkte Sicht auf die Galaxienebene versperrt, jedoch uns mit filigranen Formen und Verästelungen verzaubert. Auf der ungeschnittenen Version waren zudem etliche kleine Hintergrundgalaxien zu entdecken. Auch in dieser Version sind noch einige zu sehen. Die Galaxie NGC891 befindet sich in einer Distanz von 35 Millionen Lichtjahren von uns entfernt.

Bernhard Roth

13. Januar 2018

Sternwarte Flumenthal

Die Galaxie NGC891 im Sternbild Andromeda - aufgenommen am 13.01.2018 in der Sternwarte Flumenthal
Die Galaxie NGC891 im Sternbild Andromeda - aufgenommen am 13.01.2018 in der Sternwarte Flumenthal

Eile mit Weile

Was tun, wenn nicht viel Zeit für die Astronomie bleibt? Und falls die Zeit da ist, dann regnet es in Strömen, wie in den letzten Tagen hier im Schweizer Mittelland? Gut, dann macht man am besten das Beste daraus :) So habe ich es getan, als ich im Oktober 2017 lediglich die Luminanz - als Schwarz-Weiss - von der Galaxie NGC7331 aufnehmen konnte. Klar, die monochrom-Fotografie ist nett ... aber ein bisschen Farbe würde doch nicht schaden. Doch damals im Oktober hatte ich lediglich die Möglichkeit, pro Farbkanal 1-2 Fotos zu schiessen. Dies würde kaum ausreichen, um eine anständige Farbfotografie daraus zu kreieren. Doch jetzt im Januar 2018 kam mir in den Sinn, dass ich noch Farbaufnahmen der gleichen Galaxie vom Dezember 2016 hatte! Damals habe ich diese nicht verwendet, weil der Fokus nicht optimal getroffen war und die Aufnahme somit verschwommen. Doch beim LRGB-Verfahren kommt die Schärfe ja von der Luminanz, welche ich 10 Monate später aufnahm. Es lag auf der Hand: ich musste die Daten von 2016 und 2017 kombinieren. Zugegeben, es war eine ziemliche Bastelei - und nein, das Beste ist es noch nicht - doch ganz schön nett immerhin :)

Bernhard Roth

06. Januar 2018

Sternwarte Flumenthal

 

Die Galaxie NGC7331 - LUM 10/2017, RGB 10/2017 und 12/2016
Die Galaxie NGC7331 - LUM 10/2017, RGB 10/2017 und 12/2016

Ein galaktischer Quantensprung

Ich hoffe, dass die werten Leser dieser Webseite nicht von den ständigen Superlativen meiner Sprache schon genervt sind. Denn erneut habe ich einen weiteren Meielnstein stolz zu präsentieren: Am 25. und 26. Mai 2017 habe ich die Galaxie M106 fotografiert - die Luminanz und RGB Aufnahmen habe ich auf 2 Nächte verteilt und kam so auf 4,8h Belichtung insgesamt. Der Dynamikumfang der Aufnahme steigt durch die lange Belichtungszeit enorm - auch für die Bearbeitung verwendete ich ca. 6 Stunden. Doch macht Euch selbst ein Bild vom Resultat:

Die Galaxie M106 am 25.-26.Mai 2017
Die Galaxie M106 am 25.-26.Mai 2017